Vlotho fürs Gesundheitszentrum begeistern
Am besten wäre dabei natürlich der Einzug eines heimischen Apothekers, Verhandlungen führt Müller aber auch mit den so genannten Discount-Apotheken, darunter "Doc Morris" oder der "Easy"-Gruppe. Eingeschaltet habe er bereits den umliegenden Pharmazie-Großhandel.
Schon jetzt sei die Belegung des Gesundheitszentrums ausgesprochen gut, möglich wären noch Angebote in den Bereichen Urologie und/oder Augenheilkunde und Neurologie. Auch zwei Ärzte könnten laut Müller noch untergebracht werden, Architekt Thomas Duprée sprach am Abend im Ausschuss für die Stadtentwicklung von einer Auslastung von insgesamt 60 Prozent.
Das Projekt bewertet Müller als "speziell", natürlich war und ist es alles andere als leicht, Mediziner und Gesundheits-Anbieter zu rekrutieren. "Die Ärzte haben in den vergangenen Jahren an Einkommen verloren. Jetzt sollen sie Filialen öffnen", sagt Müller und kann es verstehen: "Wenn Mediziner nach Vlotho ziehen, muss sich dieser Schritt auch rechnen." Welcher Facharzt - und um die gehe es in erster Linie - habe aber überhaupt freie Vergütungskapazitäten, um zusätzlich in der Weserstadt zu investieren? Die Konsequenz sei, dass es insbesondere Anfragen von Privatärzten gebe, sich hier niederzulassen.
Günter Müller fährt deshalb zweigleisig und führt aktuell Verhandlungen mit Ärzten, die sowohl private als auch Kassenpatienten behandeln. Denn es stehe fest: "Wenn eine Praxis mindestens 35 Prozent Privatpatienten behandelt, dann gibt es auch die Möglichkeit einer adäquaten Versorgung der Kassenpatienten."
Nach wie vor hält er das Gesundheitszentrum, das er bereits vor drei Jahren gemeinsam mit Thomas Duprée vorgestellt hat und baulich noch in diesem Januar vollendet sein soll, für eine ausgesprochen sinnvolle Angelegenheit. Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sei gut.
Stadt Vlotho hat sich aus dem Fenster gelehnt
"Die Stadt hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und viel Mut bewiesen", sagt Müller, auch wenn er die politischen Zögerlichkeiten beim jetzt realisierten Glasgang zwischen den beiden Gebäuden nicht verstehen kann - das wäre Sparen am falschen Ende gewesen. Auch gestern gab es wieder Kritik: Das Dach sei undicht. "Stimmt", bekannte Thomas Duprée im Ausschuss: "Wir sind aber wegen des Wetters nicht ganz fertig geworden." Ende Januar sei alles erledigt, auch die Restarbeiten an der Fassade. Die letzten vier zu vermieteten Flächen seien bereits an die Haustechnik angeschlossen
Für Vlotho sei die Grundversorgung im Gesundheitssektor immens wichtig. Und Müller sieht alle Möglichkeiten: "Ich möchte aufrütteln, nach Vlotho zu gehen", sagt der Krefelder.
Aus Gesprächen mit Ärzten in der Nachbarschaft wisse er, dass viele Vlothoer behandelt werden - aber eben in der Nachbarschaft. "Sie fahren zum Arzt nach Bad Oeynhausen und gehen dann noch in den Werre-Park zum Einkauf. Wenn es um Grundbedürfnisse geht, werden die Leute nach außen gezogen." Diese Kaufkraft könne auch direkt in der Stadt genutzt werden, ist Müller überzeugt, der durch seine Arbeit am Gesundheitszentrum genau dazu beitragen will. Dennoch: Manchmal könne sich der Betriebswirt nur wundern: "Ich bin eigentlich gar nicht der richtige Mann. Ich komme aus Krefeld, um die Vlothoer für ihre Stadt zu motivieren." Die Vlothoer müssten eigentlich selbst sehen, welche "Macht" sie haben. "Denn im Gesundheitssektor geht das ganz schnell. Da kommt eine Stadt von der Dritt- oder Zweit-Position an den Spitzenplatz." Für Günter Müller steht es fest: Vlotho hat das Potential, die Menschen müssen es nur nutzen.
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